Beats auf Bewährung (2010)

Ein Song-Labor von Bernadette La Hengst

Künstlerische Leitung und Musik: Bernadette La Hengst
Video: Wanja Saatkamp
Dramaturgie: Sandra Küpper

Mit Insassen aus der Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand und Bernadette La Hengst

Premiere: 17. Februar 2010, Thalia Theater Gaußstraße, Hamburg

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Im kalten Winter 2010 bei minus 10 Grad fuhren die Filmerin Wanja Saatkamp (u.a. Maiden Monsters), die Dramaturgin Sandra Küpper (Thalia Theater) und ich für vier Wochen regelmäßig auf die Hamburger Jugend-Gefängnis-Insel Hahnöfersand. Die eisbedeckte Elbinsel sah aus wie eine Mondlandschaft voller Krater. Doch die Trostlosigkeit des Ortes wurde gefüllt mit lauter Geschichten lebendiger junger Männer zwischen 18 und 22 Jahren, die dort teilweise schon seit Jahren ihre Jugendstrafen absaßen.

Mithilfe des Sozialarbeiters, der uns zu Beginn erzählte, er sei auf jeder Pina Bausch Premiere in Wuppertal gewesen (woraufhin ich überzeugt war, in ihm die richtige Unterstützung zu finden), bekamen wir schnell einen Zugang zu den Jungs und schrieben und produzierten zusammen Lieder über ihr Leben, u.a. „Es tut mir leid“, „Freiheit“, „Kein Strand auf H-Sand“ und eine Neuversion meines Liedes „Süße Gefangenschaft“.

Ihre Lebensbedingungen waren für uns teilweise niederschmetternd und deprimierend, aber der gemeinsame Spaß und das Kennenlernen überwog, und so entstand innerhalb einiger Wochen eine Gruppe, die auch untereinander diskutierten über Form und Inhalt unseres Theater-Musik-Projektes. Mithilfe von Videos konnten wir schließlich alle auf die Bühne bringen, obwohl nur zwei von ihnen für die Vorstellungen im Thalia Theater Ausgang bekamen. Wir verteilten Auszüge ihrer biografischen Geschichten am Eingang und ließen das Publikum, das als Neuankömmlinge im Knast empfangen wurde, daraus vorlesen. Mit mir selbst als musikalischem Gast zusammen mit den Rappern aus den Knastvideos und den zwei Jungs, die auf der Bühne durch die Show führten, entstand daraus ein sehr berührender und unterhaltsamer Abend, der uns allen viel bedeutet hat.

Leider musste ich den Jungs versprechen, die Videos nicht ins Internet zu stellen, deshalb gibt es hier nichts für euch zu sehen.

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