Visionäre Leere (2023)

CD/LP, Trikont, VÖ: 10.11.2023

Tracklisting

  1. Gib mir meine Zukunft zurück
  2. Łužyca du visionäre Leere
  3. Ich gehöre niemandem außer mir
  4. Mamablues
  5. Systemrelevant
  6. Sie ist wie eine Utopie
  7. Allée de la liberté
  8. Solang ihr mich nicht liebt
  9. Runterfahrn
  10. Dilemma/Nur ohne Angst
  11. Tanzen mit den Gespenstern
  12. Was nehm ich mit, wenn es Krieg gibt?

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Presseinfo – doc
Frontcover – jpeg

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Text & Musik: Bernadette Hengst, außer

5. Systemrelevant: Text: Michal Tomaszewski, Musik: Bernadette Hengst/Germi Riess
2. Łužyca du visionäre Leere: Text: Chor der Statistik & Bernadette Hengst, Musik: Bernadette Hengst

Alle Songs verlegt bei Tod’s & Fred’s MV, außer: 12. verlegt bei ja/Nein MV

Alle Instrumente und Gesang: Bernadette La Hengst außer:

Ella Mae Hengst: Gesang bei 1. und 12.
Bärbel Schwarz: Drums bei 1., 3., 6., 7.
Robert Kretzschmar: Drums bei 2., 8., 12.
Claudia Wiedemer: Backing vocals bei 2., 6. Cello bei: 1., 3., 6., 12.
Ruth May: Geigen bei 1., 3., 6., 12.
Peta Devlin: Bass bei 3., 6., 7.
Sonja Beeh: Posaune bei 2., 3., 7., 8.
Samantha Wright: Klarinette, Saxophon bei 2., 3., 7., 8.
Alfred Haberkorn: Gesang bei 5.
Banda Comunale: Alle Instrumente bei 5.
Nick Nuttall: Gesang bei 10.

Aufgenommen, arrangiert, produziert und gemixt von Bernadette La Hengst in Berlin
Außer: 3., 6., 7., 12. Drums und Klavier aufgenommen von Tito im Zentrifuge Studio Berlin Wedding,
2., 8., 12. Drums aufgenommen von Robert Kretzschmar im Ex-Rotaprint Berlin
1.Drums aufgenommen von Johannes Gerstengarbe in den ballroom studios Dresden
5. aufgenommen von Arne Müller in Dresden, gemixt von Arne Müller & Bernadette La Hengst

Gemastert von Gavin Weiss in Hamburg

Coverfoto: Christiane Stephan
Coverkostüm-Design: Lena Emilia Wendel
Cover Grafik: Kerstin Holzwarth

Verlegt bei Tod’s & Fred’s Musikverlag, www.todsandfreds.de

 

Danke an die Trikont family, Initiative Musik, Jens & Robin Trümmer Booking & Promotion, Ella Mae Hengst, Nick Nuttall, Brigitte Hengst, Eva Broermann, Peta Devlin, Bärbel Schwarz, Die Braut haut ins Auge, Claudia Wiedemer, Samantha Wright, Sonja Beeh, Robert Kretzschmar, Falk Richter, Édouard Louis, Banda Comunale, Stephanie von Beauvais, Chor der Statistik & Haus der Statistik am „Allesandersplatz“.

 

 

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1. Gib mir meine Zukunft zurück

 

Wo bist du Heimat? Du bist kein Ort,
gerade noch hier, und schon wieder fort.
Ich besetze dein Haus unter den Sternen,
in meinem Zimmer schau ich in die Ferne,
und wo immer ich ein Lied schrieb,
da bin ich zu Haus,
Lass mich raus lass mich raus lass mich raus!

 

Gib mir meine Zukunft zurück,
vertreib die Geister der Vergangenheit,
und schick sie nach Hause zurück,
lass sie gehen, lass sie frei.
Dies ist mein Scheitern, mein eigenes Glück
für einen Neuanfang in meiner Zeit,
gib mir meine Zukunft zurück!

 

Oh Kalte Heimat, du warme Stube,
dein Herz ist einsam wie eine Schlangengrube.
Wo kommst du her, wo gehst du hin?
Wer willst du sein? Wir sind doch längst schon mittendrin,
und wo immer ich ein Lied sing,
da bin ich daheim.
Lass mich rein, lass mich rein, lass mich rein!

 

Gib mir meine Zukunft zurück,
vertreib die Geister der Vergangenheit,
und schick sie nach Hause zurück,
lass sie gehen, lass sie frei.
Dies ist mein Scheitern, mein eigenes Glück
für einen Neuanfang in meiner Zeit,
gib mir meine Zukunft zurück!

 

Ein Windhauch, eine Landschaft,
eine Wendeltreppe, Freundschaft,
eine Straße zur Terrasse und ein Weg,
ein Lächeln, eine fremde Sprache, ein Gebet,
ein Anfang und ein Abschied,
ein Willkommensgruß,
der Fluss, die Berge, ein Geruch,
an jeder Ecke, jeder Kreuzung,
wenn die Schiffsirenen heulen,
Säulen der Erinnerung, in meinem Muttermal,
und in jedem Ritual, in jeder neuen Idee,
und in allem was ich noch nicht seh…

 

Gib mir meine Zukunft zurück …

 

Entstanden für das Theaterstück Mutter**Land 2021 in der Freilichtbühne Weissensee (in Kooperation mit Sophiensaele Berlin)
Eine Revue Passé über familiäre & gesellschaftliche Fliehkräfte von und mit Bernadette La Hengst & Ella Mae Hengst

 

2. Łužyca du visionäre Leere

 

Kann die Wunde die du trägst,        jemals verheilen?
Mit wem möchtest du ab jetzt         dein Leben teilen?
Magst du lieber das Meer                oder die Berge?
Kannst du mein zu Hause sein,       wenn ich mal sterbe?

 

Łužyca! Du visionäre Leere
Łužyca! Oh, wie ich dich begehre,
Łužyca! ich verliere mich im Zählen deiner Narben auf der Haut,
meine schöne nackte Braut….

 

Heilen Wunden alle Zeit?                 Und auch deine?
Und was kostet Ewigkeit?               Lebendige Steine?
Wärst du wirklich gern ein See?     Ist dir nicht nach Scherzen?
Wo genau tut es dir weh?                An deinem Herzen?

 

Łužyca! Du visionäre Leere
Łužyca! Oh, wie ich dich begehre,
Łužyca! ich verliere mich im Zählen deiner Narben auf der Haut,
meine schöne nackte Braut….

 

Łužyca! Łužyca! Łužyca! Łužyca!

 

Ausgemergelt und geschunden,
alles Leben ist verschwunden,
abgebrannt// und verkohlt,
alles aus dir rausgeholt,
Wann bäumst du dich endlich auf?
schmeiß die Schaufelbagger raus,
wirf die Plagegeister ab,
ich verlasse meine Stadt!                 Nach:

 

Łužyca! Du visionäre Leere
Łužyca! Oh, wie ich dich begehre,
Łužyca! ich verliere mich im Zählen deiner Narben auf der Haut,
meine schöne nackte Braut….

 

Łužyca! Łužyca! Łužyca! Łužyca!

 

Łužyca ist das sorbische Wort für Lausitz. Der Liedtext ist entstanden mit dem Chor der Statistik für das Performance Projekt stadtflussland im November 2021 https://www.recherchepraxis.de/

 

 

3. Ich gehöre niemandem außer mir

 

Ich bin so arm an Geld, doch reich bin ich an Sorgen
und wenn du welche haben willst, kann ich sie dir borgen
Ich hatte nie viel Glück, im Spiel und in der Liebe
und ich wäre doch verrückt, wenn ich bei dir bliebe

 

Ich bin fertig! So fertig mit dir
Ich bin am Ende! Am Ende mit dir
und ich bleibe - keinen Tag länger mehr hier
denn ich gehöre niemandem außer mir

 

Ich hatte nie viel Zeit, für meine Lebenskrisen
doch mit Selbstmitleid komm ich nicht aus den Miesen
die Armut ist bald mein Erfahrungskapital
du hast mir lang genug gesagt, ich hätte keine Wahl

 

Ich bin fertig! So fertig mit dir
Ich bin am Ende! Am Ende mit dir
und ich bleibe - keinen Tag länger mehr hier
denn ich gehöre niemandem außer mir

 

 

Entstanden für das Theaterstück „Die Freiheit einer Frau“ (Regie: Falk Richter, nach einem Text von Édouard Louis) im Schauspielhaus Hamburg 2022

 

4. Mamablues

 

Ich hätte nie gedacht,
daß es so plötzlich kommen würde, Mamablues.
Gerade noch ein Baby,
dann auf einmal diese schöne junge Frau.
Ich kann es immer noch nicht fassen,
doch sie wird mich bald verlassen, endlich frei!
Alle Türen stehen offen,
und ich kann nur hoffen, sie ist bereit.

 

Und wer wer wer wer wird sie jetzt?
Mein Haus ist leer, leer, leer und doch von ihr besetzt.
Und wie wie wie wie wird sie sein?
ich sehe sie scheinen, scheinen, scheinen,
in eine neue Zeit.

 

Sie nimmt alles mit:
alle Löcher, alle Lücken,
alle Ängste, alle Brücken,
Arroganz und Empathie,
Rebellion und Anarchie,
alle Lust, sich zu verlieben,
und sich dann wieder zu verabschieden,
in der Sonne wie im Regen,
sich niemals aufgeben,
und die ganze Welt aus den Angeln heben, endlich frei,
und auch mal einen Fehler zugeben und sich selbst verzeihen…

 

Und wer wer wer wer wird sie jetzt?
Mein Haus ist leer, leer, leer und doch von ihr besetzt.
Und wie wie wie wie wird sie sein?
ich sehe sie scheinen, scheinen, scheinen,
in eine neue Zeit.

 

Ich hätte nie gedacht,
daß es mich so treffen würde, Mamablues,
dann wurde ich gefragt,
wie hast du das gemacht?
ich habe immer gelacht,
Rockerbraut & Mutter,
singen, kümmern, Wäsche waschen,
zuhören und alle Türen offenlassen,
und ich gehe wie auf Butter, endlich frei,
aus dieser Rolle raus,
und fängst du mich auf?

 

Und wer wer wer wer werd ich jetzt?
So leer, leer, leer, ohne doppelten Boden und ohne Netz?
Und wie wie wie werd ich sein?
Ich will scheinen, scheinen, scheinen
in eine neue Zeit.

 

Der Titel ist inspiriert von dem Buch „Mutterblues“ von Silke Burmester, die auch das online Magazin Palais F*luxx für Rausch, Revolte & Wechseljahre für Frauen ab 47 betreibt:  https://palais-fluxx.de/

 

 

5. Systemrelevant

 

Nicht so richtig relevant, was ich den ganzen Tag mach.
Mit der Gitarre in der Hand hab ichs ja weit gebracht!
Hätt ich doch bloß früher an das Sparschwein gedacht.
Jetzt kratz ich mich am Arsch, und werde ausgelacht. (Haha)

 

Ja wir gehen zuerst und wir kommen zuletzt.
„machs doch endlich online, Streamen ist Gesetz!“
Unser bestes Konzert gibt`s jetzt umsonst im Netz
für die ersten Reihen, und die sind dünn besetzt.

 

Musik? Das ist Krach! Und wer braucht das jetzt schon?
Auf YouTube und iTunes gibts genug davon!
Fünfzehn neue Likes sind jetzt echt mein Lohn? (Aha?)
„Hör auf zu klimpern, geh arbeiten mein Sohn.“

 

Wir haben immer gesagt: die Kunst ist ein Luxus.
genauso „wertvoll“ wie… Puff oder Zirkus.
Zersäg dein Klavier, und mach nen Sarg daraus,
und beim nächsten Lockdown kommst du bestimmt groß raus.

 

Wenn die Fließbänder laufen,
und die Waren ziehen,
wieder Räder rollen
und die Turbinen glühen,
wenn die Strände platzen,
und die Impfgegner brüllen,
sind wir dann noch da? Sind wir zu hören? AH!

 

Systemrelevant ist die Schließung der Grenzen
und der Drahtzaun in Moria,
auch wenn die Leute verenden.
Systemrelevant ist nicht die Rettung auf See
Systemrelevant ist jetzt Hiddensee…
und Filterkaffee, Kartoffelpüree, die Grenzarmee und Chicorée…

 

Den Flieger nach Malle: den kriegen wir voll!
Ohne Maske zu Karstadt: Gott, na endlich, wie toll!
Tausend Nazis am Alex, keiner steht wo er soll
Doch niemand der mich fragt, ist das Dur oder Moll?

 

„Brotlose Kunst, das kann doch jeder wie du. (Aha?)
Ein sehr schönes Hobby, das macht mein Laptop im nu.
Ist doch alles nur Show, das braucht ja wirklich kein Mensch.“
Systemrelevant ist was fährt und was glänzt!

 

Alternativlos bleibt die neue Klamotte
Alternativlos ist die Rettung der Flotte
Alternativlos der Verbrennungsmotor
Beängstigend still bleibt es in Deinem Ohr! ----

 

Wenn die Fließbänder laufen,
und die Waren ziehen,
wieder Räder rollen,
und die Turbinen glühen,
wenn die Strände platzen,
und die Impfgegner brüllen,
sind wir dann noch da? Sind wir zu hören? AH!

 

Du lebst für die Nacht, für den einen Moment?
Für den Schall und den Rausch ohne Medikament?
Liebst den Raum, gibst den Klang einem jeden geschenkt?
Eure Köpfe werden leer, wenn man uns jetzt versenkt!

 

Systemrelevant: das sind Fleisch und Benzin
Systemrelevant: ist der Flughafen Berlin
Systemrelevant: Strom, Schnaps und Nikotin,
Und die Bühne bleibt leer: Mindestabstand haut hin. ----

 

Wenn die Fließbänder laufen,
und die Waren ziehen,
wieder Räder rollen,
und die Turbinen glühen,
wenn die Strände platzen,
und die Impfgegner brüllen,
seid ihr dann noch da? Könnt ihr uns hören? AH!

 

Wenn die Fließbänder laufen,
und die Waren ziehen,
wieder Räder rollen,
und die Turbinen glühen,
wenn die Nazis marschieren,
und die Reichsbürger brüllen,
seid ihr dann noch da? Könnt ihr uns hören? AH!

 

Zuerst erschienen auf dem Album der Banda Comunale „Klein ist die Welt“ 2021

 

 

6. Sie ist wie eine Utopie

 

Die Straßen sind gepflastert,
mit den Fragen nach dem Sinn,
und auf dem Spiegel steht geschrieben:
wo ist meine Jugend hin?
Manchmal wünschte ich,
daß der Palast zerfällt,
dann wäre endlich Platz für eine andre Welt.

 

Und Sie ist wie eine Utopie, (wie eine Königin),
die es noch gar nicht gibt, (nur ohne Königreich),
sie kann sich selbst regieren, und alle wären gleich.

 

Geh einen Tag in ihren Schuhen, durch die Dunkelheit,
die Schönheit der Revolte leuchtet in der Möglichkeit.
Ob Mann ob Frau ob non binär, ob reich oder prekär,
die Solidarität aller Geschlechter ist die Zärtlichkeit.

 

Und Sie ist wie eine Utopie, (wie eine Königin),
die es noch gar nicht gibt, (nur ohne Königreich),
sie kann sich selbst regieren, und alle wären gleich.

 

Sie ist die Königin ohne Königreich,
Gender aller Länder: Vereinigt euch!
Marlene hatte andre Pläne, der Freiheit auf der Spur,
und es riecht immer noch nach süßem Aufruhr, mon amour!

 

Und Sie ist wie eine Utopie, (wie eine Königin),
die es noch gar nicht gibt, (nur ohne Königreich),
sie kann sich selbst regieren, und alle wären gleich.

 

Entstanden für das Theaterstück „Die Freiheit einer Frau“ (Regie: Falk Richter, nach einem Text von Édouard Louis) im Schauspielhaus Hamburg 2022

 

 

7. Allée de la liberté

 

Mach die Tür auf, und geh hinaus,
endlich raus aus diesem Irrenhaus,
du findest uns
auf der Allée de la liberté,

 

wo uns der Wind durch die Haare weht,
wir fahren los, steig einfach ein,
du bist nicht allein
auf der Allée de la liberté.

 

Sie wurde gebaut
von Ladies, Flintas, Queers und Damen,
wir rufen laut ihre Namen
auf der Allée de la liberté:

 

La Beat goes on.
Riggidiggi ding dong.

 

Betty Davis,    ESG,
Liverbirds,     Chicks on Speed,
Hans-A-Plast, Kathleen Hanna, Sookee,
Les Reines Prochaines, Beth Dito und Anohni,
The slits,                    Dolly Parton,
Sleater Kinney,          Nina Hagen,
Missy Elliot, Black cracker, Xray Spex,
Big Mama Thornton und Patti Smith!

 

Riggidiggi ding dong.

 

Allez à la liberté!
Allez à la liberté!
Allez à la liberté!
Allez à la liberté!

 

 

Entstanden für das Theaterstück „Die Freiheit einer Frau“
(Regie: Falk Richter, nach einem Text von Édouard Louis)
im Schauspielhaus Hamburg 2022

 

8. Solang ihr mich nicht liebt

 

Ich bin gekommen, um euch zu holen,
und habe eure Zeit gestohlen,
ich bin euer bester Feind,
wir sind für alle Zeit vereint.

Ich überwinde alle Grenzen,
Ozeane, Existenzen,
in jeder Stadt, in jedem Land,
ich hab euch alle in der Hand.

 

Solang, solang ihr mich nicht liebt,
besetz ich eure Körper als Feindgebiet.
ich bin ein Teil von euch, in unsrem Schattenreich,
solang ihr mich nicht liebt.

 

Ich bin das Chaos und die Lüge,
mit der ich über euch verfüge,
das Versprechen eurer Angst,
für ein Leben auf Distanz,

Ich lag schon immer auf der Lauer,
doch jetzt bleibe ich auf Dauer,
ich hatte mich so gut getarnt,
niemand hat euch vorgewarnt.

 

Solang, solang ihr mich nicht liebt,
besetz ich eure Körper als Feindgebiet.
ich bin ein Teil von euch, in unsrem Schattenreich,
solang ihr mich nicht liebt.

 

Ihr habt die weite Welt erobert,
und alle Luft und Erdbewohner,
ein geliehenes Stück vom Glück
hole ich mir jetzt zurück,

Ich schlage euch mit euren Waffen,
denn ihr habt mich selbst erschaffen,
als die Geister die ihr rieft,
und alles nur weil ihr mich nicht mehr liebt,

 

Solang, solang ihr mich nicht liebt,
besetz ich eure Körper als Feindgebiet.
ich bin ein Teil von euch, in unsrem Schattenreich,
solang ihr mich nicht liebt.

 

 

9. Runterfahrn

 

Fahrn Fahrn Fahrn

Alles Runterfahrn

 

 

10. Dilemma/Nur ohne Angst

 

Du schärfst deine Waffen
und ich meine Verteidigung,
du kannst mich zum lachen bringen,
wenn ich weine ohne Grund.
Du bist für den Frieden,
und ich bin gegen Krieg,
doch wie sollen wir uns lieben,
wenn es keine einfache Lösung gibt?

 

Dilemma, Dilemma, Dilemma…

 

Du hast eine Erbschaft,
und mich erwartet Altersarmut,
du wünschst dir mehr Leidenschaft,
und woher kommt nur meine Wut?
Du glaubst an die Freiheit,
ich an Zufall und an Glück,
lieben wir uns für die Ewigkeit
oder im Augenblick?

 

Dilemma, Dilemma, Dilemma…

 

Du genießt die Hitze,
und ich mag es gern kalt,
ich reiß die Fenster weit auf, wenn ich schwitze,
doch dann frierst du bald,
Du liebst es zu spielen,
ich mag keine Konkurrenz,
doch wie soll ich dich nur lieben,
wenn du bei jedem Spiel gewinnst?

 

Dilemma, Dilemma, Dilemma…

 

Du siehst einen Ausweg
Und ich nur eine Sackgasse,
Und wenn ich diese Erde mal verlasse,
dann weiß ich, wir waren
gar nicht so verschieden,
vom Weltall aus gesehn,
und wenn wir uns nicht mal lieben,
wie soll sich dann der Rest der Welt verstehn?

 

Nur ohne Angst, nur ohne Angst, nur ohne Angst sind wir frei!
Nur ohne Angst! Nur ohne Angst! NUR OHNE!

 

11. Tanzen mit den Gespenstern

 

Und wir tanzen mit unsren Gespenstern
Und sie tanzen hinter den Fenstern
Et on danse avec nos fantômes,
et ils dansent derrières les fenêtres de ma maison.
And we’re dancing with our ghosts,
They’re dancing behind the windows,
Reißt die Fenster weit auf,
treibt sie hinaus:
verjagen, auskehren,
umsiedeln, austreiben,
aufnehmen, ansiedeln,
ankommen, hierbleiben,
bis die Bösen sich auflösen,
und die Guten weiter spuken, spooky!
Und wir tanzen mit unsren Gespenstern….

 

Entstanden für das Theaterstück Mutter**land 2021.

 

 

12. Was nehm ich mit, wenn es Krieg gibt?

 

Die Sirenen heulen, der Himmel ist feuerrot,
ich lieg im Bett und wünschte, ich wär tot,
nein, doch nicht gerade jetzt, denke ich entsetzt,
und zieh das Kissen übers Gesicht,
doch auch das hilft mir nicht.
Draussen auf der Treppe hör ich ein Gepolter,
wie das Ende der Welt, nur noch viel lauter,
und die Frage aller Fragen, um die alles kreist,
ist das, was ich nicht weiß:

 

Was nehm ich mit? Was nehm ich mit?
Was nehm ich mit, wenn es Krieg gibt?

 

Das Fotoalbum oder die Gitarre,
oder zieh ich alle Lieblingssachen übereinander?
Wo ist der letzte Brief meiner Mutter geblieben,
auch die Schmuckschatulle kann ich nicht finden.
Das Telefon funktioniert nicht mehr,
also muss ganz schnell überlegen, wer
in der Nähe wohnt, der mir etwas bedeutet,
und zum ersten Mal hab ich bereut,
daß ich alleine wohnen wollte.

 

Was nehm ich mit? Was nehm ich mit?
Was nehm ich mit, wenn es Krieg gibt?

 

Jetzt ist es zu spät und ohne irgendwas
renne ich auf die Strasse, mein Gesicht ist nass,
und zielstrebig geh ich zur Autobahn,
während irgendwo die ersten Bomben runterfallen.
Ich werde mein Leben ändern, jetzt sofort,
alles ist falsch, ich fange an von vorn,
bei den Elbbrücken spür ich einen heftigen Schmerz,
ein Granatsplitter trifft mich mitten ins Herz.
Links von mir seh ich nen brennenden Schuhkarton,
der aussieht wie ein Auto, so, das hab ich nun davon,
wenn ich mir vorher nicht mal überlege, was ich mach,
und während ich sterbe, denke ich noch:

 

Was nehm ich mit? Was nehm ich mit?
Was nehm ich mit, wenn es Krieg gibt?
Was nehm ich mit? Was nehm ich mit?
Was                nehm             ich                  mit?

 

Erste Veröffentlichung in anderem Arrangement mit Die Braut haut ins Auge 1995 auf dem Album „Was nehm ich mit?“ (BMG Ariola, vergriffen)

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