Die Braut haut ins Auge Alle Alben digital ab dem 19.4.24
Wer war eigentlich Die Braut haut ins Auge? Die einzige Frauenband der sogenannten „Hamburger Schule“ um Bernadette La Hengst, Barbara Hass, Peta Devlin, Karen Dennig und Katja Böhm hatte auf jeden Fall den einprägsamsten Bandnamen der 90er.
Und weil die Plattenfirma damals alle CDs und Platten eingestampft hatte, veröffentlichen sie nun 35 Jahre nach Bandgründung, am 19.4.2024 endlich ihre vier wegweisenden Alben auf allen digitalen Plattformen.
Und am 4.10.2024 kommt das Best of Album auf Vinyl bei Trikont raus:
Die Braut haut ins Auge – Hits 1990-2000
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1994 Album „Die Braut haut ins Auge“
Producer: Frank Dostal
Aufnahme und Mix: Katrin Achinger & Malcolm Devenish
Covergemälde: Uwe Bender von der genialen Hamburger Malergruppe „Die Schlumper“ und Sänger bei „Station 17“.
Label: BMG/Ariola
Die Braut haut ins Auge aus Hamburg St. Pauli haben ihr erstes Album gemacht. In klassischer Beatband Besetzung erzeugt das Quintett eine euphorische Girlpower Pop-Energie. Hop’n Roll Pop-Cow-Beat.
Die einzige Frauenband der „Hamburger Schule“ hat viel zu erzählen, sie bricht mit dem empowernden „Lauf los“ auf in eine neue Zeit, tanzt auf der Suche nach „Alles was mir fehlt“, um dann mit dem „Langweiligsten Jungen der Welt“ abzuhängen. Sängerin Bernadette Hengst war ein dramatisches Kind, sie besingt die Romantik stinkender Betten in einer „Verkehrten Welt“ in einem richtigen Leben. Dazu rollt der Bass mit den energischen drums, die warme 60ies Orgel umspielt die treibende Chuck Berry Gitarre.
Auch inspiriert von: Liverbirds, Hans-A-Plast, Dolly Parton, Ideal, The Bangles, Bikini Kill, Lassie Singers.
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1995 Album „Was nehm ich mit?“
Producer: Frank Dostal
Aufnahme und Mix: Christian Mevs (Soundgarden und MOB Studio)
Label: BMG/Ariola
Nach dem Ausstieg der Gitarristin Barbara Haß spielt die Braut als energievolles Quartett weiter und hat ihren einstigen 60ies Beat-Sound in 80er Pop-Punk-Perlen verwandelt.
Aufgenommen im Soundgarden Studio der „Hamburger Schule“ haben sie ihre Songs in schwelgerische melodiös-verspielte Arrangements gegossen. Jonathan Richman, die Buzzcocks, The Jam oder Sleater Kinney sind im Geiste dabei, wenn die Braut über das Leben als Provisorium, über Liebe & Revolution oder die Anziehungskraft eines weiblichen Magneten singen. Und über allem schwebt die erschütternd absurde Frage: Was nehm ich mit, wenn es Krieg gibt?
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1998 Album „Pop ist tot“
Producer: Chris von Rautenkranz & Die Braut
Aufnahme und Mix: Swen Meyer & Chris von Rautenkranz (Soundgarden und MOB Studio)
Executive producer: Frank Dostal
Label: BMG/Ariola
„Pop ist tot, und ich sing auf seinem Grab sein letztes Loblied: Lalalala….“
Mit ihrem dritten Studioalbum „Pop ist tot“ ist die Braut in den 90ern angekommen. Tanzbare Beats, Geigenarrangements, Synthies und krachende psychedelische Gitarren erzeugen ein Feuerwerk an Klängen und Geschichten.
Die zeitlosen Pop-Hymnen „Wenn Du gehst“, „Feuerfrau“ oder „Mann mit einem Hang zur Depression“ haben sich bis in die Jetzt Zeit als Ohrwürmer festgesetzt. Experimentierfreudig bis krautrockig fliegen die Songs elegant durch das ÜberAll. Geschichten aus dem Hier und Jetzt über okkupierte Herzen, die front-page news oder eine alte Liebe, die man nicht recyceln kann wie Altpapier oder ein paar leere Flaschen Bier.
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2000 Album „+ 1 auf der Gästeliste“
Aufgenommen von Hardy S. Party in der „Alten Mälzerei“, Regensburg.
Abgemischt von Peta Devlin und gemastert von Christian von Rautenkranz
im Soundgarden-Studio, Hamburg.
Label: B.H.Records
Die Hamburger Schule ist aus, Ulk-HipHop bringt den Grand Prix durcheinander, Bauchnabel-Babes und Retorten – Girlies bestimmen die Modeindustrie. Die Braut entkam sämtlichen Zeitgeist – Kategorien und stand immer für sich selbst.
Und weil die Braut nie leise war, wird es auch kein leiser Abgang werden, im Gegenteil: Lebendig und laut haben sie in Regensburg gespielt und zum Glück waren sie so schlau, das aufnehmen zu lassen. Die musikalische Reise der Platte geht von ihren Anfangshits wie »Der langweiligste Junge der Welt« über eine psychedelische Version von »Was nehm ich mit, wenn es Krieg gibt« bis hin zu der »FSK/David Lowery« Country-Jodel-Cover-Version »Texas« und dem bisher unveröffentlichten Abschiedsstück »1000 Bier«.
Und immer wieder wird klar, wem die größte Liebe der Braut gehört: dem Popsong.
Jede der drei-bis-fünf-Minuten-Einheiten ist eine Welt für sich, blickt vom Makro- in den Mikro – Kosmos (»ÜberAll«), durchs Schlüsselloch (»Wenn Du gehst«) oder in die Sterne (»Mann mit Hang zur Depression«); bei der Braut hängt der Himmel voller Rhythmusgitarren.
Live ist ihre Energie nicht zu überbieten, und das ist keine Legende. Künstlichkeit und Kälte werden ausgelacht, Humor und Fröhlichkeit regieren, sie geben der Traurigkeit die Hand, Melancholie blitzt der Braut wie Schalk in den Augen.
Die Braut haut ins Auge, trifft aber mitten ins Herz. Es gibt keinen Ausweg, außer sich davon anstecken zu lassen, (wie bei »Laß es! Tu es!« nicht zu überhören ist).
Die Braut haut ins Auge weiß, wo sie steht: auf der Seite des Rock’n’Roll.
Pop kommt nicht von Popanz und Rock ist keine Geste. Die Braut haut ins Auge ist rockiger als Motörhead und poppiger als Gitte.
Und das ist schon ein Kunststück für eine Band, in der nur Frauen Musik machen, die aber keine Lust hat, nur eine Frauenband zu sein. Ihre Fußstapfen werden hoffentlich bald von vielen Mädchen mit Sieben-Meilen- Stiefeln in Größe 42 ausgetreten werden.
Die Braut haut ins Auge waren:
Bernadette Hengst: Gitarre, Gesang
Barbara Hass: Gitarre, Gesang
Peta Devlin: Bass, Gesang
Karen Dennig: Orgel, Synthesizer, Gesang
Katja Böhm: Schlagzeug
Biographie:
1989 – Band-Gründung als Quintett in Hamburg St. Pauli
1990 – Konzerte in Hamburg, Berlin, Freiburg, München, Darmstadt, Schweiz, Frankreich
1992 – von Freunden finanzierte Doppelsingle, Pudels Records (vergriffen)
1993 – Aufnahmen zum Debut-Album, produziert von Frank Dostal (Ehemann der Liverbirds-Bassistin Mary Dostal)
1994 – erstes Album »Die Braut haut ins Auge« (BMG/Ariola Hamburg)
1994 – Tourneen und diverse Radio- und Fernseh-Auftritte
1994 – Ausstieg der Gitarristin Barbara Hass
1995 – zweites Album »Was nehm ich mit, wenn es Krieg gibt« (BMG/Ariola)
1996 – Konzerte in USA (Chicago, CBGB’s New York, Memphis und Nashville)
1997 – Konzert auf dem größten russischen Rockfestival in St. Petersburg, dazugehöriges Roadmovie »The Bride Strikes Back«
1998 – drittes Album »Pop ist tot« (BMG/Ariola), produziert von der Braut und Chris v. Rautenkranz (Soundgarden Studio Hamburg)
1998 – Busunfall auf Promotiontour, Benefiz für die Instrumente der Braut mit Hamburger Bands in der Markthalle Hamburg
1998 – Tournee und Video-Rotation von »Wenn Du gehst« auf diversen Videokanälen
1999 – Auflösung der Braut und der Beschluss, einen lauten Abschied zu feiern
2000 – Veröffentlichung der Live Platte »+ 1 auf der Gästeliste«, produziert und abgemischt von Peta Devlin, erschienen auf dem Label von Bernadette Hengst »B.H.Records«
April/Mai 2000 – gefeierte Abschiedstour der Braut
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Die Braut haut ins Auge war meine/unsere Band von 1990 bis 2000. Es war eine gute Zeit, besser als die depressiven 80er. Es gab Riot Grrrl in Amerika, es gab Heike Makatsch’s und Lucilectric’s verniedlichte Girlie-Variante in Deutschland, aber es gab auch die Lassie Singers in Berlin und es gab Die Braut haut ins Auge in Hamburg.
Unser Motto bei der Auflösung war »9 Jahre sind genug«, frei nach dem alten Punkrock-Klassiker der Hamburger Band »Angeschissen« (»9 Jahre sind genug, und du liebst jetzt einen andern, und ich muss dich schnell vergessen, und dein letztes Ding war scheiße …«. Aber noch besser passt die einzigartige Rapperin Cora E. mit ihrem Lied »Schlüsselkind«: »Es wäre nichts so wie es ist wär es nicht gewesen wie es war«.