Pop-Protest

satt.org, Juni 2007 | Von Christina Mohr

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Der bevorstehende G-8-Gipfel, der vom 6.–8. Juni in Heiligendamm in Mecklenburg-Vorpommern stattfinden wird, erregt die deutschen Gemüter wie einstmals der Bau der Startbahn West, nur dass es nicht um ein Waldstück im Hessischen geht, sondern um Weltpolitik im beängstigend grossen Stil. Organisationen wie Attac oder DVG-VK rufen zu friedlichen Aktionen auf, aber die Angst vor gewaltbereiten Demonstranten führt dazu, dass das Gebiet rund um das Ostseebad Heiligendamm seit Monaten weiträumig abgesperrt ist und aussieht wie ein UFO-Forschungsgelände in den USA.

Der Begriff „G8″ wirkt längst wie ein Reizwort, ohne dass jeder, der sich echauffiert, auch genau wüsste, worum es beim Gipfel gehen wird. Reinhard Mohr schrieb im Spiegel vom „Fetischcharakter“ dieser Buchstabe-Zahl-Kombination, der Sigmund Freud hellauf begeistert hätte. Die Aktionen rund um den G8 werden zum Event, noch bevor der Gipfel tatsächlich stattgefunden hat – die üblichen Gutmenschen fühlen sich auf den Plan berufen, Bob Geldof und Bono diskutieren mit Politikern, als wären sie selber welche.

Aber auch die jüngere Popkultur mischt sich ein: das Label Skycap vertreibt einen Sampler, der über die Website move-against-G8.de und bei Demos und Anti-G-8-Konzerten verkauft wird. Auf der CD sind neue und bekannte Songs von Bands wie Kettcar, Wir sind Helden, Blumfeld und Tocotronic zu hören, aber auch viele Stücke aus dem bewährt protestaffinen Reggaesektor.

satt.org bat Bernadette La Hengst, die mit ihrem subtil revolutionären Lied „Nie mehr vor Mittag“ auf „Move Against G8″ verteten ist, zum Interview:

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Nie mehr vor Mittag – Review: Intro

Intro, April 2006

Vieles Fanzinemäßige ist verschwunden: das schwitzende Live-Foto im HC-Magazin oder die selbst gestemmten Singles, die direkt aus einem Club-Gig rausgeschnitten wurden. Bei Ritchie blitzt Letzteres aber manchmal noch auf und nach den Aeronauten, Tocotronic u.a. jetzt mal die Bernadette. Mit kaum mehr als der unverzerrten E-Gitarre begleitet sie sich, und die Aufnahmen klingen dementsprechend unmittelbar. Etwas, das sich anhört, als wäre man irgendwo wirklich dabei, funktioniert dann auch ganz einfach. Tolle Single, tolle Serie, tolle Künstlerin, tolle Songs.