Die Welt, 24. Oktober 2005 | mgb
„Der beste Augenblick in deinem Leben ist gerade eben jetzt gewesen“, sang Bernadette La Hengst vor drei Jahren auf ihrem feinen Debütalbum als Solo-Künstlerin: Zuvor hatte sie ein Jahrzehnt lang mit der Hamburger Band „Die Braut haut ins Auge“ jene Saat gesät, die heute Bands wie „Wir sind Helden“ so erfolgreich ernten.
Zu Beginn ihres gutbesuchten Konzerts am Samstag abend im Knust entschuldigt sie sich für ein halbes Jahr Hamburg-Abstinenz: In Berlin lebt sie heute, schauspielert, produziert, hat eine kleine Tochter. Dann wirft die blonde „Rockerbraut & Mutter“, so einer ihrer Songtitel, den Discman und den Sampler an und quirlt über die Bühne: Bunt wie ein Wassereis für Kinder mit dem blaßgrünen Minikleid und den roten Lederstiefeln, explosiv wie ein Knisterbrausebonbonsplitter. „Her mit der Utopie“, fordert sie im Beatwirbelsturm „globales Denken“ statt „Globalisierung“ zu einer funky Tanznummer. Alte Hamburger Weggefährten unterstützen sie mit Gastauftritten: das schräge Tanz- und Gesangswunder Knarf Rellöm und ihre ehemalige Die-Braut-Kampfgefährtin Peta Devlin. Nach anderthalb Stunden setzt eine völlig abgekämpfte La Hengst zu einer melancholischen Die-Braut-Nummer an. Peta Devlin stimmt mit ein. Und die böse Welt draußen gibt Ruh’. Für eine Popsong-Länge zumindest.