Der beste Augenblick – Review: Magdeburg online

Magdeburg online, 2002 | Von Stefan Pannor

Bernadette La Hengst kennt man vielleicht noch von der längst verblichenen Popband Die Braut haut ins Auge, vielleicht bringt der eine oder andere sie sogar mit jenen Tagen in Verbindung, als sie – zusammen mit u.a. Jochen Distelmeyer und Bernd Begemann – zum Umfeld des Fast-Weltweit-Labels gehörte. Anyway … those were the days, und wenn sich ein Künstler respektive eine Künstlerin in den letzten Jahren vom langen Schatten der Vergangenheit gelöst hat, ohne sich selbst untreu zu werden, dann sicher Bernadette La Hengst auf ihrem ersten Soloalbum.
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Der beste Augenblick – Review: taz

taz, 2002 | Von Susanne Messmer

Bernadette La Hengst hat schon bei vielen Songs von Rocko Schamoni mitgesungen – auch auf seiner Platte ist sie wieder dabei. Anfang der Neunziger schon sang sie mit ihrer Band Die Braut haut ins Auge, einer der witzigsten Frauenbands des Landes, theatralische Lieder über Betten, die stinken, und Aschenbecher, die husten. Auf ihrem ersten Soloalbum „Der beste Augenblick in deinem Leben ist gerade eben jetzt gewesen“ treibt sie eine ähnliche Idee wie Rocko Schamoni an. Auch sie will politisch bleiben, aber dabei glatt werden wie ein Babyarsch.
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Der beste Augenblick – Review: Junge Welt

Junge Welt, 2002 | Von Connie Lösch

Der beste Augenblick in deinem Leben ist gerade eben jetzt gewesen. Darauf ist sie die alte geblieben und trotzdem ganz entschieden und gelassen eine neue geworden. Die Gitarre hat sie nicht in den Schrank gestellt, aber den Sampler aus der Schublade gezogen. Dadurch hat sie ihrem Rock’n'Roll die Rebellion bewahrt, gleichzeitig aber eine dickeLadung Sexiness in den Rhythmus geholt. Egal ob sich das eher ruhig oder aufrührerisch anläßt, Bernadette La Hengst hat ein sicheres Gespür für Songs, die einem mindestens den Tag, vielleicht aber auch das Leben retten.
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Der beste Augenblick – Review: Spex

Spex, 2002

Das war überfällig: Sonne, solo, ein so-sicher-nicht-verstanden-werden-wollendes Regulativ zu den heikleren Stellen oder Leerstellen bei u.a. Parole Trixis „Definition von süß“ (die B. Hengst „produzierte“), Ideal und 2Raumwohnung. Mögen sich die Geister dran scheiden, Bernadette Hengst ist gleichermaßen raus und dabei und setzt bei sich selbst an: Nach 107 mitgemachten Sonderbegegnungen inkl. gewissen Für-immer-Momenten, neun Jahren Die Braut haut ins Auge und überschönen Stelldicheins als „die Stimme!“ bei z.B. Rocko Schamoni, spendiert sie eine Runde Weisheiten, die schlicht und einnehmend sind.
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Der beste Augenblick – Review: Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel, 2002 | Von Nadine Lange

Noch nie war Bernadette La Hengst mit einer Männerband auf Tour. Damit ihr das nicht so sehr auffällt, haben sich ihre beiden Co-Musikanten mit kurzen Blondhaarperücken, weißen Hemden und Schlipsen als Bernadette-Klone verkleidet - und ähneln sich mehr gegenseitig als ihrer Chefin. Die ist trotzdem ganz begeistert von den zwei schlaksigen Jungs, mit denen sie im Tourbus angeblich nur über Sex redet. Sexy geht es auch auf der Minibühne des schwitzend vollen Bastard zu: „I wanna make love in the rooms of a puff“, singt Frau La Hengst, schüttelt dazu kokett den Kopf und stöhnt kurz im Duett mit dem Bassisten.

Im ersten Moment klingt ihre Mischung aus Kitschpop, Achtziger-Sound und Neuer Hamburger Schule spaßig bis angetrasht. Dabei kann man leicht überhören, dass das alles ziemlich schlau ausgetüftelt ist und präzise gespielt. Die ehemalige Sängerin der inzwischen aufgelösten Die Braut haut ins Auge, springt hoch konzentriert zwischen Keyboard, Gitarre und Synthesizer herum. Mal schmachtet sie fast schlagerhaft ins Mikro, dann legt sie plötzlich kleine Angus-Young-Zappeleien hin. Ihr munteres Crossover präsentiert sie mit großer Ernsthaftigkeit, ohne dabei in die Blumfeld-Falle zu gehen und pathetisch zu werden.

Und sie hat Hits dabei! Der Titelsong ihres Debütalbums „Der beste Augenblick in deinem Leben“ (Trikont) ist eine wunderbare Pop-Perle mit gut dosiertem Sentimentalitätsanteil. Aber es geht auch härter: Als „unabdingbaren Aufruf zur Revolution“ kündigt die Wahlhamburgerin ihren Titel „Die da oben machen ja doch was wir wollen“ an, der ein bisschen nach Ideal plus Blur klingt. Er rockt so beschwingt nach vorn, dass man sich gut vorstellen kann, es auf einer Antiglobalisierungsdemo wiederzuhören. „Wir werden verlieren, wenn wir uns nicht organisieren, moblisieren, analysieren, formulieren“ singt Bernadette La Hengst. Da hat sie wohl Recht, denkt man. Kommt nicht bald Mister Bush nach Berlin? Sollten wir da nicht was organisieren, mobilisieren, analysieren?

Der beste Augenblick – Review: Süddeutsche Zeitung

Süddeutsche Zeitung, 2002 | Von Barbara Winkler

Von wegen Diskurs-Pop, neue Befindlichkeit und alte Hamburger Schule. Es geht auch anders. Schon im letzten Jahrzehnt sorgte Bernadette La Hengst mit dem erfolgreichen Girlskombinat Die Braut haut ins Auge für frischen Gegenwind in der Szene. Nun produzierte sie im Alleingang ein weiteres Album voller Argumente gegen den müden Zeitgeist. Schließlich ist der beste Augenblick in deinem Leben nicht morgen sondern gerade eben, wie es schön programmatisch im Titelsong heißt. Also weg mit der Gemütlichkeit und ran an die Geschichten, die das Leben so schreibt.

Dazu dient der Sampler, neben Gitarre und Keyboards das Hauptinstrument eines Raubzugs quer durch die Popgeschichte, vor allem durch die 80er Jahre: Locker vereint Bernadette La Hengst Standpunkt und Revolte mit Disko und Spaß und gibt nicht nur im vermeintlichen Liebeslied mit einem „Hallo, es wird nicht eingeschlafen!“ den richtigen Tritt in manch lahmes Hinterteil. Sie spielt Vielseitigkeit als Trumpf aus, wechselt stilsicher von House zu Elektro Pop, von Ironie zu Melancholie, von Annette Humpe zu Madonna. Dazu diese Backgroundchöre, die dem Ganzen wieder etwas Kollektives geben und so gar nicht nach Soloalbum klingen, eher nach großer Party. Trotz Nachdenklichkeit und Ideologiekritik: Hier soll und darf getanzt werden.

Der beste Augenblick – Interview: Indigo Notes

Indigo Notes, April 2002 | Interview: Ulrich Kriest

1999 trennten sich „Die Braut haut ins Auge“ nach neun erfolgreichen Jahren und Bernadette La Hengst gründete erstmal eine Booking Agentur. Jetzt hat sie auf Trikont ein Soloalbum mit einem Titel veröffentlicht, der so clever, schillernd und doppelbödig ist, wie das Material, das es darauf zu hören gibt: „Der beste Augenblick in deinem Leben ist gerade eben jetzt gewesen“. Ein großartiges Album (schwärm!), das zudem die schöne Gelegenheit bietet, unsere lose Reihe von Werkstattgesprächen zur Geschichte und Gegenwart der politischen Musik fortzusetzen.

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Der beste Augenblick – Video

Aufgenommen im Buttclub, Hamburg Hafenstraße, 2002

Produktion: Bernadette La Hengst
Regie und Schnitt: Oliver Husain
Assistenz: Markus Ziegler
Ausstattung und Maske: Julia Pfältzer
Beleuchtung: Oliver Koop
Hairstyle: Christine Schulz
Krawattendesign: Marion Salzmann