Leck mich, Lillifee!

Sie können die CDs von Benjamin Blümchen und Prinzessin Lillifee nicht mehr ertragen und würden Rolf Zuckowski am liebsten erwürgen? Ruhig Blut! Für coole Alternativen im Kinderzimmer soll jetzt der Sampler „Tonangeberei“ sorgen.

Spiegel Online, 25.03.2008 | Von Thomas Winkler

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Kinder können ganz schön wehtun. Das beginnt schon bei der Geburt, wird aber fast noch schlimmer, wenn man morgens auf dem Weg zum Windelwechseln schlaftrunken auf einen Lego-Stein tritt, der sich fies in die nackte Sohle bohrt. Kurz vorm Selbstmord steht der Erwachsene schließlich, wenn aus dem Kinderzimmer ohne Unterlass Rolf Zuckowski oder Benjamin Blümchen dröhnen. Tö-Röö, gemeiner kann der Sound in der Hölle auch nicht sein.

Dass es auch anders geht, beweist „Tonangeberei“, ein Sampler mit „Songs für jedes Alter ab 3″. Zusammengestellt hat die CD Bernadette Hengst, die „Grande Dame der Hamburger Schule“ („taz“), einst Frontfrau von Die Braut haut ins Auge, heute als La Hengst solo unterwegs - und vor allem Mutter von Ella Mae.

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Tonangeberei – Songs für jedes Alter ab 3

satt.org, Januar 2008 | Von Christina Mohr

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Wer (kleine) Kinder zu Hause hat, kennt das Problem: Kinder wollen singen und tanzen, aber nicht unbedingt zu John Coltrane oder Babyshambles. Was tun? Eine der „beliebten“ und millionenfach gekauften Kindermusik-CDs des selbst ernannten Kinderfreunds Ralf Zuckowski besorgen? Oma anrufen und fragen, wie die zweite Strophe von „Hänschen klein“ geht? Glotze an und hoffen, dass bei „Spongebob“ die Cramps als Hintergrundmusik laufen?

Bernadette La Hengst, Mutter einer dreineinhalbjährigen Tochter, entschloss sich, zu handeln: sie stellte den famosen Sampler „Tonangeberei. Songs für jedes Alter ab 3″ zusammen – darauf sind bekannte Songs wie „Ich bin nackt“ von Stereo Total, „Regen“ von den Lassie Singers und Katzes „Wir machen Lärm“, aber auch neu aufgenommene Stücke von Knarf Rellöm With The Sha Sha Shellöm, Chicks on Speed & Ted Gaier, Rocko Schamoni (sehr cool: sein „HipHop Daddy“) und viele mehr.

Hier erzählt Frau Hengst, wie es zur Tonangeberei kam:

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Nie mehr vor Mittag – Review: Intro

Intro, April 2006

Vieles Fanzinemäßige ist verschwunden: das schwitzende Live-Foto im HC-Magazin oder die selbst gestemmten Singles, die direkt aus einem Club-Gig rausgeschnitten wurden. Bei Ritchie blitzt Letzteres aber manchmal noch auf und nach den Aeronauten, Tocotronic u.a. jetzt mal die Bernadette. Mit kaum mehr als der unverzerrten E-Gitarre begleitet sie sich, und die Aufnahmen klingen dementsprechend unmittelbar. Etwas, das sich anhört, als wäre man irgendwo wirklich dabei, funktioniert dann auch ganz einfach. Tolle Single, tolle Serie, tolle Künstlerin, tolle Songs.

Die Braut haut noch härter – Bernadette La Hengst live

www.intro.de, 21.11.2005

Die kleine Bar im Gebäude 9 ist scheinbar genau der richtige Auftrittsort für Bernadette La Hengst. Wenn ich mich richtig erinnere, zog sie schon das letzte Mal vor drei Jahren diesen intimen Bereich der deutlich größeren Halle vor. Zwar etwas schade, dass sie trotz ihres formidablen neuen Albums „La Beat“ noch nicht die Massen zieht, um einen Umzug notwendig zu machen, so aber stimmt das Verhältnis von Zuschauern zum vorhandenen Platz genau. Gut für die Stimmung.

Es gab Zeiten, in denen BLH noch Indiepop spielte. Das war, als es ihre Band ‚Die Braut Haut Ins Auge‘ noch gab. Damals residierte sie mit ihrer Band in Hamburg, war integraler Teil der lokalen Musikszene der Neunziger Jahre und für mich neben Typen wie Begemann, Distelmeyer und Spilker Rolemodel in der Hinsicht, es mit Ideen, Ambitionen und Ehrgeiz heraus zu schaffen aus der ostwestfälischen Provinz in Umfelder von kreativem Austausch und Coolness, die in meiner Vorstellung damals das so ziemlich Erstrebenswerteste waren. Es sollte aber noch bis Ende der Neunziger dauern, bis auch ich den Sprung aus meinem Dorf, ein paar Orte von dem Dorf BLHs entfernt, schaffte.

In der Zwischenzeit fing BLH an, nicht mehr nur Indiepop zu spielen, sondern einfach alles. Und ihre Ambitionen dürften mittlerweile die Idee vom Sprung aus der Provinz längst überstiegen haben. Nicht zuletzt sichtbar durch ihr Engagement für die nationalen Ladyfeste. Ihre Musik ist nicht mehr so eingängig-schön wie zu Zeiten ihrer alten Band, sie hat sich für ihre Solokarriere bewusst für Ecken und Kanten entschieden, vor allem lyrisch, und stellt einen R’n'B-Song munter neben einen Disco- oder einen Gitarrentrack. Keiner dieser Tracks ist Füllmasse, denn aus allen spricht eine kontrovers-brennende Relevanz, immer außerhalb aller Anklage-Konventionen, sondern jedenfalls für mich so verstörend wie zwingend.

Dahinter steht die Verpackung nicht zurück: In den letzten Jahren sah ich sie mal mit zwei Typen im Hintergrund, mal nur unterstützt von ihrem Partner Ekkehard Ehlers. Nun kommt sie allein. Und mit neuen Tanzschritten. Botschaft allein war ihre Sache nie. Ihre Show lebt von der intensiven Interaktion mit ihrem immer sagenhaft bunt gemischten Publikum: Ist es gut drauf, kann ein Konzertsaal während eines Hengst-Konzertes vor lauter Gruppentänzen und Mitsingspielchen auch mal richtig schwül werden. Denn dann führt sie alles vor, springt, tanzt und spielt sehr ausladend ihre Gitarre. Trotzdem: Das Versprechen vom politisierten Dancefloor erfüllt sich bei kaum jemandem so explizit wie bei ihr. Weil sie klug und energisch ist. Weil sie den Eindruck macht, neue Erfahrungen sehr bewusst zu verarbeiten, z.B. ihre neue Rolle als Mutter. Und, und da bin ich mir sicher, weil sie sinnentleerte Massenveranstaltungen hasst. Sie hätte das Potenzial von Pop gerne ausgeschöpft. Und genau deshalb sind ihre Konzerte so gut, auch das im November-Köln machte da keine Ausnahme: Hört man ihr zu, kitzelt sie sowohl Körper als auch Geist. Sie vermittelt Haltung, Gesinnung und Spaß. Sie schafft das Gefühl von Gemeinsamkeit. Und sie gibt eine Ahnung davon, was Pop kann, gibt man ihm nur den richtigen Rahmen.

Bernadette La Hengst begeisterte mit plietschen Elektrochansons

Mit unwiderstehlicher Präsenz füllte sie die Bühne der Hansastraße 48: Bernadette La Hengst

Kieler Nachrichten, 31. Oktober 2005 | Von Karen Jahn

„Ich habe Hunger“, singt Bernadette La Hengst, „ich bin niemals satt, ich bin gierig, übertrieben, unersättlich unzufrieden, es ist nie genug“, und gibt gleich eingangs eine Kostprobe davon, was das Publikum in der gut gefüllten Hansastraße 48 in den nächsten rund zwei Stunden zu erwarten hat. Mit unwiderstehlicher Präsenz füllt die Wahlberlinerin die Bühne. Keine Band stärkt ihr dabei den Rücken, La Hengst gibt ein Solo mit Groovebox und Gitarre. „140 Beats per minute schlägt mein Herz mich bis zum Limit“, rocken auf Plastik-Beats.
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Welt verbessern und dabei singen wie ein Lutschbonbon aus Knisterbrause

Die Welt, 24. Oktober 2005 | mgb

„Der beste Augenblick in deinem Leben ist gerade eben jetzt gewesen“, sang Bernadette La Hengst vor drei Jahren auf ihrem feinen Debütalbum als Solo-Künstlerin: Zuvor hatte sie ein Jahrzehnt lang mit der Hamburger Band „Die Braut haut ins Auge“ jene Saat gesät, die heute Bands wie „Wir sind Helden“ so erfolgreich ernten.
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La Role Model

Spex 10/2005 | Von Ralf bei der Kellen

Foto: Michael Mann

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Warum heißt es eigentlich „der Beat“, wo doch so viel mehr Frauen so viel besser tanzen als Männer? Bernadette La Hengst, Ex-Wahl-Hamburgerin, jetzt Wahl-Berlinerin, hat das mit ihrem neuen Album richtig gestellt: „La Beat“ lautet das korrekte Genus. Angesichts dieses Titels ist es kein Wunder, daß das zweite Soloalbum der ehemaligen Die Braut haut ins Auge-Sängerin wesentlich rhythmusbetonter ist als ihr vorheriges Schaffen (was zum Teil auch am Co-Produzenten Ekkejard Ehlers liegen mag). Zudem ist der Titel viel internationaler als der ihres letzten Albums „Der beste Augenblik in deinem Leben ist gerade eben jetzt gewesen“. Und kürzer ist er außerdem. Es scheint, als habe diese Platte das Verlangen, sich in der Welt auszubreiten, genauso wie der auf ihr im gleichnamigen Song beschriebene Virus mit dem Namen „Copy me (I want to travel)“, der in den 80er Jahren von einer bulgarischen Hackerin um die Welt geschickt wurde. La Hengst als Kulturexport? Immerhin hat Bernadette letztes Jahr auf zwei Ladyfesten in England gespielt. Und warum auch nicht, das Goethe-Institut hat schließlich schon ganz andere in der Welt herumgereicht.
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Kollektivität ist ein Thema

Intro 10/2005 | Von Michael Schneider

Und der Beat geht weiter. Oder besser „La Beat“, so nämlich der schlichte Titel des ganz und gar unschlichten, vielmehr extrem vielgestaltigen zweiten Soloalbums von Bernadette „La“ Hengst. Und diesmal ist es nicht der 60s-Beat ihrer ehemaligen Band Die Braut Haut Ins Auge, der hier voll die Schlagkraft entwickelt, sondern ein innovativ hybrider und mitunter harter Beat. Und der ist nicht nur toll tanzbar, sondern spiegelt in seiner flackernden, stampfigen Nervosität - quasi als mythenreiche Hintergrund-Kulisse - auch die Unruhe des neoliberalen Auf-und-ab-Terrors wider, über den die Agitprop-Chanteuse hier dauernd so singt, gipfelnd in der tragikomischen Zeile: „Willst du lieber meinen Hunger oder meinen Durst?“
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