Schon mal Hartz IV gehabt?

Bericht zur Freiburger Bettleroper

Badische Zeitung, 26.01.2009 | Von Bettina Schulte

Dies ist kein Stück über, sondern mit und von. Kein Stück über Arbeitslose, Penner und Hartz-IV-Empfänger, keine Sozialstudie über Elend und Armut im vom Schatten der Finanzkrise verdunkelten Gegenwartsdeutschland im zwanzigsten Jahr des Mauerfalls. Hier ist der Genitivus Subjectivus am Platz. In dieser „Bettleroper“ singt und spielt der Bettler selbst. Mitleid verbietet sich da. So wie es in dem höhnisch-sarkastischen Lied mit eben diesem Titel heißt: „Mitleid ist Religion, / und der Armen Lohn, / doch davon wird niemand reich.“
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Phänomenologie eines sozialen Zustands

Bettleroper – Die Musikerin Bernadette La Hengst lässt Lieder von der Armut singen

nachtkritik.de, 23. Januar 2009 | Von Jürgen Reuß

„Wir stecken mitten in einer Krise […], weil wir als Kollektiv versäumt haben, harte Entscheidungen zu treffen und diese Nation auf die neue Zeit vorzubereiten“, sagte Barack Obama in seiner Antrittsrede. Das Theater Freiburg nimmt dieses Zitat nicht nur als Motto für seine jüngste Premiere, die „Bettleroper“, sondern hat es mit diesem Schauspiel bereits umgesetzt.
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La Hengst gibt sich die Ehre …

… und kaum einer merkt es: Vom Konzert am 13. Juni in der Alten Hackerei in Karlsruhe

Anselm Brakhage, titel-magazin.de, 19. Juni 2008

Welch ein Jammer und Wasser auf die Mühlen aller, die mit Karlsruhe (teils zurecht, teils zu unrecht!) verschlafene biedere Provinz verbinden (diese Einschätzung ist erfahrungsgemäß vor allem in nördlicheren Gefilden sehr verbreitet). Nicht die Künstlerin mit ihrer Band bot den Grund für diesen Klageruf, sondern die Tatsache, dass sich nur ein versprengtes Häuflein zu diesem erlesenen Konzert in Karlsruhes Alter Hackerei einfand, und noch viel schlimmer: dass dieses Grüppchen lange Zeit so lahmarschig & lethargisch wirkte wie die deutschen Kicker im zweiten EM-Gruppenspiel.
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Ich steh nicht auf die neue Gefühligkeit

Politisch, poetisch und wortgewaltiger denn je: »Machinette«, die neue Platte von Bernadette La Hengst

derstandard.at, 9. Juni 2008

Bernadette La Hengst hätte eine fantastische Parolenschreiberin werden können, die von der feministischen bis zur wöchentlichen Gewerkschaftsdemo die Marschierenden am laufenden Meter mit unverbrauchten, treffenden und skandierbaren Parolen versorgt … wäre sie nicht der Massenlinkshaltung in Menschenmassenzügen gegenüber skeptisch und würde sie sich nicht gegen Platitüden ebenso verwehren wie gegen Heilsversprechungen: Kill your idols!, mit Dank an Phillip Boa.
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Emanzipation im Elektro-Kleid

„Wenn jetzt jemand wie Charlotte Roche oder Lady Bitch Ray mit so einer harten Provokation in die Medien kommt, finde ich das sehr lustig und verdient, aber die sind natürlich keine vom Himmel gefallenen Aliens.“

Hamburger Abendblatt, 6. Juni 2008 | Von Birgit Reuther

Worauf Bernadette La Hengst anspielt, ist die Arbeit, die Feministinnen jahrzehntelang geleistet haben, sodass die aktuellen Protagonistinnen der Emanzipationsdebatte jetzt „im Mainstream landen und damit auch noch Geld verdienen können“. Auch wenn die Musikerin im Song „Kill Your Idols“ deutlich macht, dass sie keine Ikone sein möchte, die auf dem Sockel thront, steht fest: Sie selbst ist Wegbereiterin eines coolen weiblichen Selbstbewusstseins.
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Der Sittich profitiert vom Klimawandel

Auf „Machinette“ zettelt Bernadette La Hengst eine Liebesrevolution an. Die euphorischen Texte und ihr Woo-Oh-Oh-Oah sind ansteckend, man möchte mitmachen.

Die Zeit, 21. Mai 2008 | Von Dieter Wiene

„Ich will ein paradoxes, paranoides, parallele Welt-produzierendes, Liebespaare-kopulierendes Paradies!“ Bernadette La Hengst singt diesen Zungenbrecher so flüssig, dass er nicht peinlich wirkt. Ihre Texte holpern auf dem Papier, sie singt sie elegant geschwungen und verwandelt sie in überraschende Poplieder. Der Refrain von Liebesrevolution geht so: „Ich warte schon, wir starten unsere Liebesrevolution / Das Leben ist mehr als Arbeit und Lohn / Mit unserer Veränderungsinspiration / Mit einer Es-geht-auch-anders-Evolution / Mit unserer Entschleunigungsvibration.“

Schon auf ihren ersten beiden Alben „Der beste Augenblick in meinem Leben“ und „La Beat“ ist es Bernadette La Hengst gelungen, die strapazierten Popthemen Freiheit, Liebe und Revolution mit neuem Leben zu füllen. Geschickt verbindet sie auch auf ihrem neuen Album Machinette bekannte Sinnsprüche mit frischen Wortkombinationen. Das populistische Paradies und Liebesrevolution sind Ohrwürmer, die Wort halten. Man glaubt an dieses paradoxe Paradies und möchte allen Zynismus fahren lassen, um mit Bernadette La Hengst jene Liebesrevolution loszutreten. Wie die frühen Rock’n’Roller hat sie einen Erkennungsruf, er geht in etwa „woo-oh-oh-oah“ und reißt den Hörer mit.

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Zu dieser Ideologiekritik kann man tanzen

Review zu „Machinette“

Junge Welt, 21. Mai 2008 | Von Reinhard Jellen

Das Problem der Gegenwart besteht unter anderem darin, daß sie noch nie das war, was sie meint, zu sein. Ihre Zukunft ergründet sich in Vergessenheit. Auf diesem Weg begleitet uns eine der liebsten Freundinnen, die Kunst. Diese dient der Revolu­tion, indem sie uns von bürgerlichen und linksradikalen Illusionen befreit oder und Mut für die richtige Sache macht. Und dann gibt es noch eine Kunst, die dazwischen liegt: Es ist die neue CD „Machinette“ von Bernadette La Hengst, die recht poppig, eklektizistisch, soulig, dubbig und überhaupt groovig daherkommt.

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Bernadette La Hengst: Machinette

satt.org, April 2008 | Von Christina Mohr

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Bernadette La Hengst ist ein Phänomen in Sachen Multitasking. Alle ihre Aktivitäten aufzuzählen, ist beinah unmöglich, umso schöner ist es, dass La Hengst neben Kunst-, Hörspiel- und Theaterprojekten Zeit und Muße für ein neues Album fand. „Machinette“ heißt es und präsentiert seine Schöpferin einmal mehr als vor Ideen schier überschäumende Elektro-Soul-Chansonette.

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