16. Januar 2006

Hallo, ihr da draußen,

ich hoffe, euer Jahr hat gut angefangen, ich habe gleich in der ersten Januar Woche die Nachricht erhalten, daß die Abendzeitung München mir den „Stern“ für die beste Popmusik 2005 gegeben hat. Das hat mich doch sehr gefreut, einmal nicht nur für „weibliche“ Popmusik oder für „deutsche“ Popmusik zu stehen, sondern allgemein für alle Popmusik (oder wie Andrea Rothaug, die bekannte Romanautorin von „Frierkind“, die 2003 eine Laudatio für mich gehalten hat, sagte: „Sie will auch die zweite Hälfte des Himmels“).

Und hier kommt der Text aus der Abendzeitung vom 24.12.2005:

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Stern des Jahres für Pop 2005: Bernadette La Hengst

Mit ihrem zweiten Solo-Album „La Beat“ (Trikont) ist Bernadette La Hengst eine Kombination aus gesellschaftspolitischen Betrachtungen und intimen Einblicken gelungen. Das sensible Geschick dieser Künstlerin lasst trotz der komplexen Themenstellung keinen trockenen Diskurs-Pop entstehen. Die aufregend mutige Musikmischung, die weltweit nach Ideen jagt und sich dabei einen ganz eigenen Charakter schafft, ist eine Utopie der Globalisierung.

Auf dieser CD verschmelzen elekronische Beats mit indischen Gesängen, mit koreanischer Straßenmusik. Kommerzielle Weltmusikphantasien aber macht Bernadettes hochindividuelle Entdeckerfreude vergessen: Ein Album über das Leben in einer rasant wachsenden Welt und die Anstrengung, sich menschenwürdig in ihr einzurichten.

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13. Dezember 2005

Hallo,

ich hab vor lauter Touren ganz vergessen, mal wieder in mein Webtagebuch zu schreiben. Der größte Teil meiner La Beat Tour ist nun vorbei, es gab viele Höhepunkte (Berlin, Hamburg, München, Nürnberg, Köln, Freiburg, Kiel, Offenbach, um nur einige zu nennen), London war ganz aufregend, mit Mocky aus Kanada/Berlin zusammen ein schöner Abend mit ein paar zuvielen Exil-Deutschen für meinen Geschmack. Es war ein so kurzer Aufenthalt in London, daß ich bei der halben Stunde, die ich verwirrt in der Gegend des Clubs umherirrte, fast von einem Auto überfahren worden wäre, weil es von der falschen Seite heranpreschte (so starb Rolf Dieter Brinkmann).

Es gab immer wieder ein paar Gäste auf der Bühne in verschiedenen Städten, z.B. meine wunderbare Tontechnikerin Julia Rieck, die sich im Laufe der Tour auch als außergewöhnliches Tanztalent mit Marc-Terenzi-Frisur herausstellte, oder Knarf Rellöm von der außerplanetarischen Opposition oder auch Rythm King & Her Friends und einige andere.

Ein paar Konzertberichte findet ihr hier, hier und hier, und es gibt auch Fotos von den Konzerten in Remscheid und Hamburg.

Ich wünsche euch einen erholsamen Ausklang des Jahres 2005, viele Geschenke und hoffe, euch nächstes Jahr bei meinen Konzerten und all dem sonstigen Quatsch wieder zu sehen,

 

love & respect, Bernadette

Die Braut haut noch härter – Bernadette La Hengst live

www.intro.de, 21.11.2005

Die kleine Bar im Gebäude 9 ist scheinbar genau der richtige Auftrittsort für Bernadette La Hengst. Wenn ich mich richtig erinnere, zog sie schon das letzte Mal vor drei Jahren diesen intimen Bereich der deutlich größeren Halle vor. Zwar etwas schade, dass sie trotz ihres formidablen neuen Albums „La Beat“ noch nicht die Massen zieht, um einen Umzug notwendig zu machen, so aber stimmt das Verhältnis von Zuschauern zum vorhandenen Platz genau. Gut für die Stimmung.

Es gab Zeiten, in denen BLH noch Indiepop spielte. Das war, als es ihre Band ‚Die Braut Haut Ins Auge‘ noch gab. Damals residierte sie mit ihrer Band in Hamburg, war integraler Teil der lokalen Musikszene der Neunziger Jahre und für mich neben Typen wie Begemann, Distelmeyer und Spilker Rolemodel in der Hinsicht, es mit Ideen, Ambitionen und Ehrgeiz heraus zu schaffen aus der ostwestfälischen Provinz in Umfelder von kreativem Austausch und Coolness, die in meiner Vorstellung damals das so ziemlich Erstrebenswerteste waren. Es sollte aber noch bis Ende der Neunziger dauern, bis auch ich den Sprung aus meinem Dorf, ein paar Orte von dem Dorf BLHs entfernt, schaffte.

In der Zwischenzeit fing BLH an, nicht mehr nur Indiepop zu spielen, sondern einfach alles. Und ihre Ambitionen dürften mittlerweile die Idee vom Sprung aus der Provinz längst überstiegen haben. Nicht zuletzt sichtbar durch ihr Engagement für die nationalen Ladyfeste. Ihre Musik ist nicht mehr so eingängig-schön wie zu Zeiten ihrer alten Band, sie hat sich für ihre Solokarriere bewusst für Ecken und Kanten entschieden, vor allem lyrisch, und stellt einen R’n'B-Song munter neben einen Disco- oder einen Gitarrentrack. Keiner dieser Tracks ist Füllmasse, denn aus allen spricht eine kontrovers-brennende Relevanz, immer außerhalb aller Anklage-Konventionen, sondern jedenfalls für mich so verstörend wie zwingend.

Dahinter steht die Verpackung nicht zurück: In den letzten Jahren sah ich sie mal mit zwei Typen im Hintergrund, mal nur unterstützt von ihrem Partner Ekkehard Ehlers. Nun kommt sie allein. Und mit neuen Tanzschritten. Botschaft allein war ihre Sache nie. Ihre Show lebt von der intensiven Interaktion mit ihrem immer sagenhaft bunt gemischten Publikum: Ist es gut drauf, kann ein Konzertsaal während eines Hengst-Konzertes vor lauter Gruppentänzen und Mitsingspielchen auch mal richtig schwül werden. Denn dann führt sie alles vor, springt, tanzt und spielt sehr ausladend ihre Gitarre. Trotzdem: Das Versprechen vom politisierten Dancefloor erfüllt sich bei kaum jemandem so explizit wie bei ihr. Weil sie klug und energisch ist. Weil sie den Eindruck macht, neue Erfahrungen sehr bewusst zu verarbeiten, z.B. ihre neue Rolle als Mutter. Und, und da bin ich mir sicher, weil sie sinnentleerte Massenveranstaltungen hasst. Sie hätte das Potenzial von Pop gerne ausgeschöpft. Und genau deshalb sind ihre Konzerte so gut, auch das im November-Köln machte da keine Ausnahme: Hört man ihr zu, kitzelt sie sowohl Körper als auch Geist. Sie vermittelt Haltung, Gesinnung und Spaß. Sie schafft das Gefühl von Gemeinsamkeit. Und sie gibt eine Ahnung davon, was Pop kann, gibt man ihm nur den richtigen Rahmen.

Bernadette La Hengst begeisterte mit plietschen Elektrochansons

Mit unwiderstehlicher Präsenz füllte sie die Bühne der Hansastraße 48: Bernadette La Hengst

Kieler Nachrichten, 31. Oktober 2005 | Von Karen Jahn

„Ich habe Hunger“, singt Bernadette La Hengst, „ich bin niemals satt, ich bin gierig, übertrieben, unersättlich unzufrieden, es ist nie genug“, und gibt gleich eingangs eine Kostprobe davon, was das Publikum in der gut gefüllten Hansastraße 48 in den nächsten rund zwei Stunden zu erwarten hat. Mit unwiderstehlicher Präsenz füllt die Wahlberlinerin die Bühne. Keine Band stärkt ihr dabei den Rücken, La Hengst gibt ein Solo mit Groovebox und Gitarre. „140 Beats per minute schlägt mein Herz mich bis zum Limit“, rocken auf Plastik-Beats.
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Bernadette La Hengst: La Beat

satt.org, Oktober 2005 | Von Christina Mohr

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Bernadette La Hengst, Ex-Huah!, Ex-Die-Braut-Haut-Ins-Auge, hat drei Jahre nach „Der beste Augenblick in Deinem Leben“ eine neue Platte gemacht: „La Beat“ heißt sie und ist wie das Vorgängeralbum eine prallgefüllte Wundertüte mit feministischem Gedankengut, weltoffen, sexy und kämpferisch. Sie hat viele Freunde eingeladen, die sie singend, lachend (wie bei ‚Rockerbraut und Mutter’) und musizierend unterstützen, zum Beispiel ihre alte Braut-Kollegin Peta Devlin, Knarf Rellöm, Rhythm King & Her Friends, Mitglieder des Schwabinggrad Ballett, aber es werden auch koreanische Bauern oder indische Jugendliche gesampelt, Queens ‚Bohemian Rhapsody‘ zitiert und überhaupt ist die Welt ein Dorf, eine Trommel, die man sich umschnallt, wie es die wilde Musikerin auf dem Cover tut.
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Welt verbessern und dabei singen wie ein Lutschbonbon aus Knisterbrause

Die Welt, 24. Oktober 2005 | mgb

„Der beste Augenblick in deinem Leben ist gerade eben jetzt gewesen“, sang Bernadette La Hengst vor drei Jahren auf ihrem feinen Debütalbum als Solo-Künstlerin: Zuvor hatte sie ein Jahrzehnt lang mit der Hamburger Band „Die Braut haut ins Auge“ jene Saat gesät, die heute Bands wie „Wir sind Helden“ so erfolgreich ernten.
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