La Role Model

Spex 10/2005 | Von Ralf bei der Kellen

Foto: Michael Mann

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Warum heißt es eigentlich „der Beat“, wo doch so viel mehr Frauen so viel besser tanzen als Männer? Bernadette La Hengst, Ex-Wahl-Hamburgerin, jetzt Wahl-Berlinerin, hat das mit ihrem neuen Album richtig gestellt: „La Beat“ lautet das korrekte Genus. Angesichts dieses Titels ist es kein Wunder, daß das zweite Soloalbum der ehemaligen Die Braut haut ins Auge-Sängerin wesentlich rhythmusbetonter ist als ihr vorheriges Schaffen (was zum Teil auch am Co-Produzenten Ekkejard Ehlers liegen mag). Zudem ist der Titel viel internationaler als der ihres letzten Albums „Der beste Augenblik in deinem Leben ist gerade eben jetzt gewesen“. Und kürzer ist er außerdem. Es scheint, als habe diese Platte das Verlangen, sich in der Welt auszubreiten, genauso wie der auf ihr im gleichnamigen Song beschriebene Virus mit dem Namen „Copy me (I want to travel)“, der in den 80er Jahren von einer bulgarischen Hackerin um die Welt geschickt wurde. La Hengst als Kulturexport? Immerhin hat Bernadette letztes Jahr auf zwei Ladyfesten in England gespielt. Und warum auch nicht, das Goethe-Institut hat schließlich schon ganz andere in der Welt herumgereicht.
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Kollektivität ist ein Thema

Intro 10/2005 | Von Michael Schneider

Und der Beat geht weiter. Oder besser „La Beat“, so nämlich der schlichte Titel des ganz und gar unschlichten, vielmehr extrem vielgestaltigen zweiten Soloalbums von Bernadette „La“ Hengst. Und diesmal ist es nicht der 60s-Beat ihrer ehemaligen Band Die Braut Haut Ins Auge, der hier voll die Schlagkraft entwickelt, sondern ein innovativ hybrider und mitunter harter Beat. Und der ist nicht nur toll tanzbar, sondern spiegelt in seiner flackernden, stampfigen Nervosität - quasi als mythenreiche Hintergrund-Kulisse - auch die Unruhe des neoliberalen Auf-und-ab-Terrors wider, über den die Agitprop-Chanteuse hier dauernd so singt, gipfelnd in der tragikomischen Zeile: „Willst du lieber meinen Hunger oder meinen Durst?“
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Bad Salzuflen weltweit

(Fast immer) treffsicherer Polit-Pop der Ex-Braut-haut-ins-Auge-Frau

Musikexpress 10/2005 | Von Stefan Weber

Hier ist allerhöchstens eine ungefähre Annäherung möglich. Das hier überbordend zu nennen, ist noch euphemistisch ausgedrückt. Zur Besprechung von „La Beat“, dem zweiten Soloalbum von Bernadette La Hengst (bei dieser biografischen Klammer fängt es schon an: gebürtige Ostwestfalin, Ex-Die-Braut-haut-ins-Auge, Teilzeit-Huah!, jetzt Schwabinggrad Ballett-Mitglied; aber auch Ex-Booking-Agentur-Chefin, Mädchenband-Coaching-Projekt-Dozentin und jetzt neu: Mutter – kurz also: (Lebens-)Künstlerin) muß die Platte erst mal runtergebrochen werden.
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Coole Forderung nach der Utopie

Die Lust kopiert zu werden - Bernadette la Hengst hat ihr zweites Solo-Album veröffentlicht

Abendzeitung München, 24. September 2005 | Von Christian Jooß

Bernadette La Hengst neuestes Album „La Beat“ (Trikont) führt eine Künstlerin vor, die ihre Musik konsequent zu musikalischer und inhaltlicher Komplexität führt. Man hört im Hintergrund die Predigt eines Reverend, den Gesang indischer Jugendlicher. Die Texte, teils deutsch, teils englisch, liegen auf einer Musikfläche, die zwischen die Pfosten Rock, Folk, Disco und Elektronik aufgespannt ist. Es ist die zweite Solo-Arbeit der Sängerin, die 1990 ihre Karriere mit der Band Die Braut haut ins Auge begann. La Hengst ist eine Künstlerin, für die eine durchlässige Membran zwischen Kunst und Leben liegt. So kann Bernadette selbst die Globalisierung mit Musik beschreiben. Aber es ist nicht die Rückkehr der Politik im Sinne des klassischen Protestsongs, denn das Flugblatt Bernadette fordert gegen die diskursive Verzettelung in großen Lettern „Her mit der Utopie“. „Ich spreche für euch alle“, verspricht sie, unterstützt von einem cool präsenten E-Bass.
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Glück kennt keine Angst

Nur mit Georg Lukács zu begreifen: Auf „La Beat“ singt Bernadette La Hengst besten deutschsprachigen Pop

Junge Welt, 28. September 2005 | Von Reinhard Jellen

Hin und wieder nehmen sich ein paar Außerirdische die Zeit, um die zurückgebliebene Menschheit via Genexperimenten mit außergewöhnlichem Nachwuchs zu beglücken. Dies wurde von John Carpenter mit dem Dokumentarfilm „Dorf der Verdammten“ 1995 wissenschaftlich bewiesen. In einem amerikanischen Küstenstädtchen werden die telepathisch zwar hochbegabten, aber insgesamt eher unleidlichen Sprößlinge von einem recht agilen Christopher Reeves zur Räson gebracht. In Europa konzentriert sich die extraterrestrische Forschung auf das tiefste Westfalen, genaugenommen auf das unauffällige Kurörtchen Bad Salzuflen nahe Bielefeld. Dort wurde zur Freude des Publikums offensichtlich mit musikalischer Begabung experimentiert.

Bad Salzuflen hat die deutsche Popmusik einiges zu verdanken, z. B. ihre Existenz. Ohne Bad Salzuflen gäbe es keinen Honoré de Balzac des deutschen Pop (Bernd Begemann) und keinen „Universal Tellerwäscher“ (Die Sterne). Vor allem aber hätten die Deutschen keine Soulsängerin, die sie auch prompt gar nicht verdient haben: Bernadette Hengst. („Soul“ müssen wir hier in Ermangelung eines besseren Begriffs mit den schrecklichen Worten „emotionale Dichte“ synonym setzen, was bedeuten soll, daß der Künstler durch die außergewöhnliche Güte seines Vortrags den Hörer in einen realistisch-euphorischen Zustand versetzt, der ihm die Kraft verleiht, die gewöhnlichen Dinge des Lebens so zu sehen, wie sie ihrem Wesen nach sind, und ihm für den Alltag Mut macht, diese zu verändern.) Bernadette Hengst zog es wie sämtliche andere Salzufler Pop-Wunderkinder in das deutsche Liverpool, nach Hamburg, wo sie Deutschlands vielleicht hinreißendste, bestimmt aber meistunterschätzte Band gründete: Die Braut haut ins Auge, die sich leider nach zehn Jahren und drei gebenedeiten CDs sowie Hunderten großartigen Live-Konzerten im Jahr 2000 auflöste.
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27. September 2005

Mein neues Album „La Beat“ (CD und LP!!) ist raus!

Hat ja auch lang genug gedauert, aber ich bin froh, dass mittlerweile meine Zeit zwischen den Platten sich auf drei Jahre eingeschossen hat. Ich finde, man sollte sich mit allen Dingen mehr Zeit lassen, es geht sowieso schon alles zu schnell oder wie mein alter Freund Knarf sagt „Wer immer zu spät kommt, kommt irgendwann ganz früh“.

Es gibt das Lied Copy me (I want to travel) übrigens als Vorgeschmack umsonst zum Runterladen, passend zum Inhalt des Stückes. Ab nächste Woche bin ich dann unterwegs, freue mich schon sehr, euch in den Städten und Dörfern der Republik zu sehen, Österreich und Schweiz sind auch in Planung, in London spiele ich im Oktober.

Ach, und es gibt noch eine Compilation, für die ich exklusiv das Stück „Wenn nicht jetzt, dann nie“ aufgenommen habe. „Bleib Gold, Mädchen“ auf dem schönen kleinen Berliner Label MerMer, eine Zusammenstellung von 20 Musikerinnen, die über die Verwirrungen der Pubertät singen.

Und dann ist auch endlich mein Lied „Warum nicht 2″ auf der Buch/CD Compilation „I can’t relax in Deutschland“ erschienen (www.icantrelaxin.de), die versucht, sich mit dem ewigen und wieder mal aktuellen Phänomen der Verbindung von Popkultur und Deutschnationalismus auseinander zu setzen.

 

Bis bald im heißen Herbst, Bernadette

Rockendes Role Model

Brigitte 10/2005 | Von Simone Rafael

Dürfte ich ein Role Model für junge Mädchen aussuchen, würde ich Bernadette La Hengst auswählen. Denn in einer Welt, in der engagierte Musikerinnen leider immer noch nicht zum Alltag gehören, macht Bernadette La Hengst seit Jahren hervorragende Musik mit engagierten, intelligenten Texten - in den Neunzigern mit der Girl-Pop-Punk-Band „Die Braut haut ins Auge“, seit 2002 erfreut sie solo mit „elektronischen Chansons“ die Ohren. Außerdem coacht und produziert sie Nachwuchsmusikerinnen, reist als Schauspielerin, Regisseurin und Performerin durch die Republik und ist seit einem Jahr Mutter von Tochter Ella Mae. Und jetzt hat sie mit „La Beat“ wieder ein hörenswertes Soloalbum vorgelegt, noch etwas elektronischer als das letzte ist es ausgefallen. Wie der Titel es ja schon nahe legt, spielt der Beat in den Songs eine große Rolle, mal ist er treibend, mal kontemplativ, mal verspielt, und dazu erzählt Bernadette über ihre jetzige Existenz als „Rockerbraut & Mutter“, über ihren Hunger nach Leben und über Utopien für „Kulturgeschockte und vom Leben Gerockte“. La Hengsts Elektropop mit HipHop-, House- und sogar Gospel-Einsprengseln ist intelligent, atmosphärisch dicht und über weite Strecken äußerst mitreißend!

Wer hat La Beat?

Intro 9/2005 | Von Barbara Schulz

Na, Bernadette La Hengst – und das schon lange. Früher in Bad Salzuflen auf den Fast-Weltweit-Kassettensamplern, später in Hamburg bei Huah!, den Mobylettes und Die Braut Haut Ins Auge, beim Schwabinggrad Ballett und auf ihrem ersten Soloalbum „Der Beste Augenblick In Deinem Leben“. Inzwischen wohnt Frau La Hengst mit Mann und Tochter in Berlin und legt mit „La Beat“ nach. Der Eröffnungstrack „La Beat Goes On“ ist ein dubbiger Herbst-Hit. Über gepitchten Kreischzeilen des Preachermans Reverend Ribbing frohlockt La Hengst „My heart is singing to the La La La La La Beat“, skandiert „Drrrding ding, drrrdong dong“ und rappt locker drauflos. Muss man gleich noch mal anhören. Die nachfolgenden Stücke brauchen länger, um anzukommen. Sie sind oft midtempo, mal voll-, mal semi-elektronisch oder handgemacht; an manchen Stellen scheinen die Sounds mit La Hengst durchzugehen, vor allem, wenn sie „Hunger“ hat oder in „Hast Du Jemals Überlegt?“ den Hörer etwas stresst.
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