Bad Salzuflen weltweit

(Fast immer) treffsicherer Polit-Pop der Ex-Braut-haut-ins-Auge-Frau

Musikexpress 10/2005 | Von Stefan Weber

Hier ist allerhöchstens eine ungefähre Annäherung möglich. Das hier überbordend zu nennen, ist noch euphemistisch ausgedrückt. Zur Besprechung von „La Beat“, dem zweiten Soloalbum von Bernadette La Hengst (bei dieser biografischen Klammer fängt es schon an: gebürtige Ostwestfalin, Ex-Die-Braut-haut-ins-Auge, Teilzeit-Huah!, jetzt Schwabinggrad Ballett-Mitglied; aber auch Ex-Booking-Agentur-Chefin, Mädchenband-Coaching-Projekt-Dozentin und jetzt neu: Mutter – kurz also: (Lebens-)Künstlerin) muß die Platte erst mal runtergebrochen werden.
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Coole Forderung nach der Utopie

Die Lust kopiert zu werden - Bernadette la Hengst hat ihr zweites Solo-Album veröffentlicht

Abendzeitung München, 24. September 2005 | Von Christian Jooß

Bernadette La Hengst neuestes Album „La Beat“ (Trikont) führt eine Künstlerin vor, die ihre Musik konsequent zu musikalischer und inhaltlicher Komplexität führt. Man hört im Hintergrund die Predigt eines Reverend, den Gesang indischer Jugendlicher. Die Texte, teils deutsch, teils englisch, liegen auf einer Musikfläche, die zwischen die Pfosten Rock, Folk, Disco und Elektronik aufgespannt ist. Es ist die zweite Solo-Arbeit der Sängerin, die 1990 ihre Karriere mit der Band Die Braut haut ins Auge begann. La Hengst ist eine Künstlerin, für die eine durchlässige Membran zwischen Kunst und Leben liegt. So kann Bernadette selbst die Globalisierung mit Musik beschreiben. Aber es ist nicht die Rückkehr der Politik im Sinne des klassischen Protestsongs, denn das Flugblatt Bernadette fordert gegen die diskursive Verzettelung in großen Lettern „Her mit der Utopie“. „Ich spreche für euch alle“, verspricht sie, unterstützt von einem cool präsenten E-Bass.
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Glück kennt keine Angst

Nur mit Georg Lukács zu begreifen: Auf „La Beat“ singt Bernadette La Hengst besten deutschsprachigen Pop

Junge Welt, 28. September 2005 | Von Reinhard Jellen

Hin und wieder nehmen sich ein paar Außerirdische die Zeit, um die zurückgebliebene Menschheit via Genexperimenten mit außergewöhnlichem Nachwuchs zu beglücken. Dies wurde von John Carpenter mit dem Dokumentarfilm „Dorf der Verdammten“ 1995 wissenschaftlich bewiesen. In einem amerikanischen Küstenstädtchen werden die telepathisch zwar hochbegabten, aber insgesamt eher unleidlichen Sprößlinge von einem recht agilen Christopher Reeves zur Räson gebracht. In Europa konzentriert sich die extraterrestrische Forschung auf das tiefste Westfalen, genaugenommen auf das unauffällige Kurörtchen Bad Salzuflen nahe Bielefeld. Dort wurde zur Freude des Publikums offensichtlich mit musikalischer Begabung experimentiert.

Bad Salzuflen hat die deutsche Popmusik einiges zu verdanken, z. B. ihre Existenz. Ohne Bad Salzuflen gäbe es keinen Honoré de Balzac des deutschen Pop (Bernd Begemann) und keinen „Universal Tellerwäscher“ (Die Sterne). Vor allem aber hätten die Deutschen keine Soulsängerin, die sie auch prompt gar nicht verdient haben: Bernadette Hengst. („Soul“ müssen wir hier in Ermangelung eines besseren Begriffs mit den schrecklichen Worten „emotionale Dichte“ synonym setzen, was bedeuten soll, daß der Künstler durch die außergewöhnliche Güte seines Vortrags den Hörer in einen realistisch-euphorischen Zustand versetzt, der ihm die Kraft verleiht, die gewöhnlichen Dinge des Lebens so zu sehen, wie sie ihrem Wesen nach sind, und ihm für den Alltag Mut macht, diese zu verändern.) Bernadette Hengst zog es wie sämtliche andere Salzufler Pop-Wunderkinder in das deutsche Liverpool, nach Hamburg, wo sie Deutschlands vielleicht hinreißendste, bestimmt aber meistunterschätzte Band gründete: Die Braut haut ins Auge, die sich leider nach zehn Jahren und drei gebenedeiten CDs sowie Hunderten großartigen Live-Konzerten im Jahr 2000 auflöste.
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Rockendes Role Model

Brigitte 10/2005 | Von Simone Rafael

Dürfte ich ein Role Model für junge Mädchen aussuchen, würde ich Bernadette La Hengst auswählen. Denn in einer Welt, in der engagierte Musikerinnen leider immer noch nicht zum Alltag gehören, macht Bernadette La Hengst seit Jahren hervorragende Musik mit engagierten, intelligenten Texten - in den Neunzigern mit der Girl-Pop-Punk-Band „Die Braut haut ins Auge“, seit 2002 erfreut sie solo mit „elektronischen Chansons“ die Ohren. Außerdem coacht und produziert sie Nachwuchsmusikerinnen, reist als Schauspielerin, Regisseurin und Performerin durch die Republik und ist seit einem Jahr Mutter von Tochter Ella Mae. Und jetzt hat sie mit „La Beat“ wieder ein hörenswertes Soloalbum vorgelegt, noch etwas elektronischer als das letzte ist es ausgefallen. Wie der Titel es ja schon nahe legt, spielt der Beat in den Songs eine große Rolle, mal ist er treibend, mal kontemplativ, mal verspielt, und dazu erzählt Bernadette über ihre jetzige Existenz als „Rockerbraut & Mutter“, über ihren Hunger nach Leben und über Utopien für „Kulturgeschockte und vom Leben Gerockte“. La Hengsts Elektropop mit HipHop-, House- und sogar Gospel-Einsprengseln ist intelligent, atmosphärisch dicht und über weite Strecken äußerst mitreißend!

Wer hat La Beat?

Intro 9/2005 | Von Barbara Schulz

Na, Bernadette La Hengst – und das schon lange. Früher in Bad Salzuflen auf den Fast-Weltweit-Kassettensamplern, später in Hamburg bei Huah!, den Mobylettes und Die Braut Haut Ins Auge, beim Schwabinggrad Ballett und auf ihrem ersten Soloalbum „Der Beste Augenblick In Deinem Leben“. Inzwischen wohnt Frau La Hengst mit Mann und Tochter in Berlin und legt mit „La Beat“ nach. Der Eröffnungstrack „La Beat Goes On“ ist ein dubbiger Herbst-Hit. Über gepitchten Kreischzeilen des Preachermans Reverend Ribbing frohlockt La Hengst „My heart is singing to the La La La La La Beat“, skandiert „Drrrding ding, drrrdong dong“ und rappt locker drauflos. Muss man gleich noch mal anhören. Die nachfolgenden Stücke brauchen länger, um anzukommen. Sie sind oft midtempo, mal voll-, mal semi-elektronisch oder handgemacht; an manchen Stellen scheinen die Sounds mit La Hengst durchzugehen, vor allem, wenn sie „Hunger“ hat oder in „Hast Du Jemals Überlegt?“ den Hörer etwas stresst.
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140 Beats per Minute schlägt mein Herz mich bis zum Limit

www.laut.de | Von Oliver Lambrecht

Das zweite Album von Bernadette La Hengst ist ein Paukenschlag! Ohne Lärm, aber mit genug Druck, um wie der Herzschlag den Menschen am Leben, den Hörer bei Laune zu halten. Eine Standortbestimmung der geballten Schaffenskraft einer Künstlerin, Rockerbraut, Aktivistin, Dozentin, Mutter, Schauspielerin und nimmermüden Frau. Ausgestattet mit der Fähigkeit, niemanden zu verletzen, obwohl sie Inhalte direkt kommuniziert. „La Beat“ spannt von den ersten Gospel-Momenten in „La Beat Goes On“ bis zu den letzten cheesy House-Klängen in „Wissen Was“ einen ansprechenden Spannungsbogen. Auch wenn dieser auch mal unspektakulärere Momente offenbart.
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Unterhaltsame Unterweisungen

„Alles muss man selber machen – z.B. Globalisierung“ in den Sophiensaelen

Berliner Zeitung, 8.11.2003 | Von Ulrich Seidler

Im Laufe des Abends singt das Theaterpublikum zur Auflockerung und zur Melodie von „Mein Hahn ist tot, mein Hahn ist tot“ den aus einem Wort bestehenden Text: „Strukturanpassungsmaßnahmen“. Statt „Koko, koko, koko, kokodi, kokoda“ in der dritten Zeile also: „Struktur-, Struktur-, Strukturanpassungsmaßnahmen“. Im Kanon.

Auflockerung tut Not, denn das Auditorium hat gerade die ökonomische Entwicklung seit Adam Smith beigebracht bekommen. Die drei Dozenten – also die Bernadette (Bernadette Hengst), der Jochen (Jochen Roller) und die Claudia (Claudia Wiedemer) – bauten aus beschrifteten und bebilderten Bananenkisten ein kreuzförmiges Tafelbild zusammen, das mit roten Kerzen und einem Ährenbündel zum Altar geweiht wurde. Allerdings: Die Leuchten funktionierten elektrisch, und das Getreide war genmanipuliert.
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Der beste Augenblick – Review: Magdeburg online

Magdeburg online, 2002 | Von Stefan Pannor

Bernadette La Hengst kennt man vielleicht noch von der längst verblichenen Popband Die Braut haut ins Auge, vielleicht bringt der eine oder andere sie sogar mit jenen Tagen in Verbindung, als sie – zusammen mit u.a. Jochen Distelmeyer und Bernd Begemann – zum Umfeld des Fast-Weltweit-Labels gehörte. Anyway … those were the days, und wenn sich ein Künstler respektive eine Künstlerin in den letzten Jahren vom langen Schatten der Vergangenheit gelöst hat, ohne sich selbst untreu zu werden, dann sicher Bernadette La Hengst auf ihrem ersten Soloalbum.
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